So funktioniert der Gebäuderessourcenpass

June 3, 2025

Das Bauwesen ist für 50 % des Primärrohstoffverbrauchs innerhalb der EU verantwortlich. So das Ergebnis einer Untersuchung der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2019. Dies hat gravierende Folgen und bedeutet eine hohe Belastung für Umwelt und Klima. Zudem können wichtige Rohstoffe wie Sand, Kupfer und Zink bald nicht mehr mit vertretbarem Aufwand natürlich gewonnen werden. Daher muss zirkuläres Bauen – eine weitgehend abfallfreie Kreislaufwirtschaft – das Ziel sein.

Der Gebäuderessourcenpass, eingeführt von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), bildet die Datenbasis für zirkuläres Bauen. Er bietet einen Überblick, welche Ressourcen an Baumaterial zur Wiederverwendung in Sanierungs- und Bauvorhaben verfügbar wären.

Die Einführung des Gebäuderessourcenpasses könnte die Bauwirtschaft so grundlegend verändern wie einst der Energie­ausweis.

Daniela Schneider, Architektin und Senior Consultant, EPEA – Part of Drees & Sommer

Einheitliche digitale Tools zur Dokumentation von Gebäuden

Die DGNB hat mit dem Gebäuderessourcenpass einen einheitlichen, frei verfügbaren Standard geschaffen. Es gibt ihn in einer vollständigen und einer reduzierten Fassung, die den Einstieg erleichtern soll. Einige Anbieter digitaler Tools zur Gebäudedokumentation und -optimierung, zum Beispiel Concular, Madaster oder der „Urban Mining Index, haben die Inhalte des DGNB-Gebäuderessourcenpasses bereits integriert. Das gleiche gilt für den Circularity Passports® – Buildings der EPEA, der bereits mehr als 130 Mal für Hochbauten erstellt wurde, darunter auch für die ersten Hotels.

Daniela Schneider, Architektin und Senior Consultant bei EPEA – Part of Drees & Sommer in Stuttgart, hofft, dass Gebäude mit Hilfe eines Gebäuderessourcenpasses zu wertvollen Rohstoffdepots werden. „Mit 20 bis 30 Prozent steckt ein erheblicher Teil der Bruttobaukosten in den Materialien. Damit eine direkte Weiterverwertung im großen Stil möglich wird, braucht es aber zunächst Transparenz. Der Gebäuderessourcenpass könnte die Bauwirtschaft daher so grundlegend verändern wie einst der Energieausweis.“ Die Information, wieviel Beton, Stahl, Holz und andere Stoffe in einem Gebäude stecken, ist also bares Geld wert, wenn Sanierungen, der Rückbau oder ein Verkauf anstehen.

Das ist der Gebäuderessourcenpass

Die Idee für den Gebäuderessourcenpass orientiert sich am Modell des Energieausweises. Die Dokumentation, eingeführt von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB), soll für Transparenz bei verbauten Rohstoffen und Produkten sorgen und Informationen zu Qualität und Kreislauffähigkeit bieten. Ziel ist die Bereitstellung von Daten, um urbane Minen, zirkuläre Sanierungen und Neubauten sowie selektiven Rückbau zu fördern.

Langfristig soll der Gebäuderessourcenpass eine konsistente Kreislaufwirtschaft im Bausektor ermöglichen, in der alle Schritte – vom Design bis zur Wiederverwertung ineinander greifen. Dafür sei laut Fachleuten vollständige Transparenz über die verbauten Materialien und Komponenten sowie deren Werte und Besitzverhältnisse notwendig. So entstehen neue Geschäftsmodelle und gemeinsames Wirtschaften, das die Qualität der gebauten Umwelt verbessert. Zudem kann der Gebäuderessourcenpass als Grundlage genutzt werden, um die Kreislauffähigkeit von Bauten insgesamt zu bewerten.

Dieser Auszug des Beitrags ist in der tophotel.de Ausgabe 5/2025 erschienen. Von Stefanie Hütz. Fotonachweis ©Artinun

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